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Abenteuer Umzug

18 (in Worten: achtzehn)  Umzüge mit Sack und Pack und meistens mit Kind und Kegel in Europa und den USA verliefen „normal“.

Der 19. Umzug eignet sich zur besonderen Erwähnung:

Es geschah im Sommer 1999

Unmittelbar vor der dienstlichen Versetzung vom NATO Hauptquartier Air Northwest in High Wycombe, Buckinghamshire, England,  zum Nato Hauptquartier Joint Southwest in Madrid, Spanien, muß die Familie unbedingt Urlaub in Irland machen. Es war ja Sommer!

Gut geplant ist halb gewonnen

Sonntag morgen, 10 Uhr Abfahrt in Courtown, eine Autostunde südlich von Dublin, zur Fähre in Rosslare.  Genügend Puffer eingeplant bis zur Abfahrt der Fähre um 13.00 Uhr. Wir fahren in zwei Autos, da die Söhne mit Schwiegertochter, einer Enkeltochter und Freundin des jüngeren Sohnes direkt nach Folkestone zum Kanaltunnel wollen.

Bei der Abfahrt ist es schon sehr windig auf der grünen Insel, so daß wir unken, ob die Fähre überhaupt ablegen würde.

Man soll nie mit Entsetzen Scherz treiben!

Bei der Ankunft in Rosslare Harbour um 11 Uhr wird uns mitgeteilt, daß die Fähre 3 Stunden später wegen Sturms auf dem St. George Channel  (Meeresenge der Irischen See zwischen Irland und Wales)  abfahren würde.

Nun gilt es zu rechnen: 13 Uhr plus 3 Stunden plus 4 Stunden Überfahrt: gleich Ankunft in Fishguard in Wales um 20 Uhr. Dann 6 Stunden Fahrt nach Hause in Little Kingshill.

Übrigens: Wo zum Teufel liegt Little Kingshill wurde ich in Deutschland vor unserem Umzug nach England mal gefragt. Ganz einfach: „Direkt bei Great Kingshill“!

Also Ankunft um 2 Uhr nachts. Immerhin bleiben rechnerisch 8 Stunden Schlaf übrig. Reicht doch!

„Alles unter Kontrolle“ sage ich zu meiner Frau, denn der Umzugswagen der Firma Heuter, die uns vorher schon 15 Mal umgezogen hatte – nicht natürlich in den USA – sollte um 10.00 Uhr am Montagmorgen vor unserem Haus „High Cedar“ in der New Road in Little Kingshill (wie gesagt: direkt bei Great Kingshill) ankommen.

Neue Lautsprecherdurchsage am Terminal in Rosslare: Abfahrt der Fähre erst um 17 Uhr.

Dann sei der Sturm wirklich abgeflaut.

Neue Berechnung: Ankunft in Little Kingshill (bei Great Kingshill) um 3 Uhr morgens. 7 Stunden Schlaf werden reichen!

Letzte Durchsage: Abfahrt um 20 Uhr!  Immerhin jetzt schon 9 Stunden im Auto gewartet.

Autofähre über die Irische See

„Pünktlich“ um 19.30 Uhr fahren wir auf die Fähre. 30 Minuten Boarding. Nicht einfach über die Rampe bei vollem Sturm. Soll ja aber abflauen. Wir sitzen in dicken Sessel, die immerhin etwas zurückgelehnt werden können. Zum Schlafen schlecht geeignet, aber egal: Bei nicht abflauendem Sturm ist an Schlafen sowieso nicht zu denken. Unsere kleine Großtochter weint lautstark ganze 5  Stunden lang. Wir lieben sie trotzdem.

5 Stunden, denn durch den Sturm verlängert sich die Überfahrt um „nur“eine Stunde.

Es gibt auf der Fähre fish & chips zu essen. Keiner hat jedoch Appetit.

Davy Jones

Der Sturm in der Irischen See erinnert mich an das englische Idiom: „To be in Davy Jones locker“. Was übersetzt ganz einfach heißt: „Abgesoffen sein“. Also ganz kurz: Davy Jones war ein Seemann auf einem Fischerboot auf diesem vermaledeiten Meer. Als sein Fischkutter im Sturm sank (da ist wohl immer Sturm?) und alle in die Rettungsboote sprangen, war Davy Jones verschwunden. Jahre später wurde der Kahn gehoben. Was war passiert? Davy Jones wollte unter Deck seine Schwimmweste aus seinem begehbaren Schrank (locker) holen. Dabei fiel die Tür hinter ihm zu. Also stand Davy Jones bei der Bergung des Bootes noch in seinem Schrank. Er sah wohl etwas abgemagert aus. „He was in Davy Jones locker“. RIP old chap! (Ruhe in Frieden alter Kumpel)

Ankunft der Fähre in Fishguard um 1 Uhr morgens. Jetzt ist Eile angesagt, um in Little Kingshill (bei Great Kingshill)  noch eine Mütze Schlaf zu kriegen. Deswegen verabschieden wir uns ganz schnell vom Rest der Familie, die langsam bei diesem Schiet-Wetter (deutsch für „shit weather“) Richtung Folkstone fahren will.

Sturm über dem Bristol Channel

Jetzt erinnere mich an meine Phantom-Fliegerei. Wer schnell fliegen kann, kann auch schnell fahren. Mist Wettervorhersage: Der Sturm hat kaum nachgelassen. Ich gebe meinem Gefährt, Audi A6 Quattro Avant, die Sporen und wir fahren erst über Landstraßen und dann auf die Autobahn M4 in Richtung Bristol. Sturm und Regen peitschen, die Straße völlig naß. Aber wir haben ja Allradantrieb. Ich bin hellwach und fahre immer schön links auf den Landstraßen und auf der Autobahn auf der Überholspur immer schön rechts. Allerdings sind bei diesem Wetter nur wenige Mutige unterwegs. Gott sei Dank, denn auf der scheinbar endlosen langen Brücke über den Bristol Channel brist es auf und weht uns einmal über zwei Spuren zur Seite. Aber wir haben ja Allradantrieb.

Lange nichts gegessen, denn wie gesagt, Fish & chips haben wir ja verschmäht. Aber eine Prinzenrolle von de Beukelaer hilft uns etwas. Und Coca Cola wegen des Koffeins.

Bristol Channel Bridge

 

 

Little Kingshill (bei Great Kingshill)

Ankunft mit quietschenden  Reifen vor unserem Haus in Little Kingshill, nach der viel zu schnellen Ortsdurchfahrt in Great Kingshill. Uhrzeit: 7 Uhr. Es ist bereits taghell. Wir haben die Strecke in der gleichen Zeit geschafft wie auf der Hinfahrt bei Tag und gutem Wetter. Ich bin mit mir zufrieden, aber habe den Eindruck, meine Augen gucken nach hinten raus.

High Cedar

Koffer im Auto lassen und ab ins Bett, nachdem die komplizierte Alarmanlage im Haus erfolgreich ausgeschaltet wurde. Mindestens jetzt 3 Stunden Schlaf, aber vielleicht kommen unsere netten Umzugsleute ja auch etwas später, so wie meistens in der Vergangenheit!?

Auszug aus High Cedar

Gerade eingeschlafen, klingelt es unten Sturm. Klar, unsere lieben Nachbarn wollen uns begrüßen. Ich drehe mich im Bett um, aber das Klingeln läßt nicht nach. Meine Frau springt, wohl etwas wütend, aus dem Bett und guckt aus dem Fenster: „Verdammte – Sch – impfwort – (so kenne ich sie gar nicht!). Die Umzugsleute sind da!!!“

„Wie spät ist es?“ „8 Uhr!“ „Oh nein“. Sonst kommen sie immer mit einigen Stunden Verspätung! Warum gerade heute so früh?“

Der Auszug aus High Cedar über den ganzen Montag verläuft reibungslos. Unsere lieben Umzugsleute kennen ja unsere Möbel seit Jahrzehnten.

Am Abend gehen wir zum letzten Mal in unseren Pub „The Full Moon“, nur 500 Meter entfernt und essen (endlich) fish & chips.

Pub Full Moon

Wir können noch mal in den eigenen Betten schlafen, sonst ist das Haus komplett leergeräumt. So ist das üblich bei Umzügen.

Morgens um 7 Uhr (!) Abfahrt der Spedition. „Auf Wiedersehen Familie Meyer-Ricks. Wir sehen uns übermorgen nachmittag um circa 15 Uhr in Madrid wieder.“

Dann Abnahme des Hauses durch den Makler (final house inspection). Gott sei Dank kein Loch von Bilderhaken in den seidenbespannten Wänden! Verabschiedung von den Nachbarn. Tränchen werden gut unterdrückt und man versichert sich, in Kontakt zu bleiben. ( Klappt natürlich selten)

Auf gehts nun in Richtung Portsmouth zur nächsten Fähre. Stimmung trotz ziemlicher Übernächtigung gut. „Be positiv!“ Das Schlimmste muß ja hinter uns liegen.

 

Portsmouth

Die Tickets für die Passage von Portsmouth nach Santandér an der Nord-West Küste Spaniens waren schon vor dem Urlaub in Irland gebucht nach dem englischen Motto der 7 Ps: „Prior perfect planning prevents piss-poor performance“. (Frühe perfekte Planung verhindert „sehr“ schlechte Leistung).

Gemütliche 2-Stunden-Fahrt nach Portsmouth, gleich südlich von Southampton. Zum letzten Mal fahren wir auf der linken Seite. Eigentlich sind wir früh genug vor Abfahrt der Fähre am Hafen.

Eigentlich…

Wir biegen in die letzte große Straße vor dem Hafen ein und können unsere Fähre im Hintergrund schon ausmachen.

Aber dann vor uns: Polizei, Feuerwehr, Qualm. Zur rechten Seite brennt ein großes Lagerhaus lichterloh. Die Autos vor uns drehen schon um.  Wir fahren bis zur Polizeiabsperrung. Der Constable erklärt uns, daß die Weiterfahrt zur Fähre wegen des Brandes unmöglich sei. Ich frage ihn nach einer Umgehung, aber er winkt ab. Schon mit Verzweiflung im Ton erkläre ich, wir müßten pünktlich die Fähre nach Santander kriegen. Der nette Bobby entgegnet ganz cool „Versuchen Sie es einfach morgen wieder, dann müßte die Straße wieder frei sein.“ Ja, sie sind immer freundlich, die englischen Polizisten….!

Es kann nicht sein, was nicht sein darf!

Straßenkarte raus und gecheckt, ob man sich seitlich an die Fähre anschleichen kann. Gott sei Dank ist meine Frau der beste Navigator der Welt.

Aber auch um der Wahrheit Genüge zu tun:

Der beste Navigator: mit Ausnahme, als wir in Washington wohnten und öfter auf dem Wege nach Norfolk, Virginia, immer wieder mehrmals um den Friedhof von Arlington fuhren, bis wir den richtigen Highway Richtung Süden endlich erwischten. Aber: Ausnahme, Ausnahme!

Jetzt schafft es meine Beifahrerin tatsächlich, mich über etliche Nebenstraßen zur Rampe der Einschiffung zu führen. Auch wenn wir uns gegen die Fahrtrichtung einiger Einbahnstraßen bewegen müssen Die Polizei war ja woanders beschäftigt! 

Die Rampe wird gerade zum Einholen vorbereitet. Der Einweiser versteht aber, daß ich in wichtiger NATO-Mission (!)  unterwegs bin und läßt uns als allerletztes Fahrzeug an Bord fahren.

Wieder geschafft! Jetzt müßte aber wirklich das Schlimmste hinter uns liegen!?

Die Biscaya und ihre Tücken

Für die 24-Stunden Überfahrt haben wir eine Kabine mit einem Stockbett gebucht. Besser als gestern nacht bei der Fahrt über die Irische See. Koffer abgestellt und ab zum einzigen Restaurant, um einen Tisch für ein gediegenes Abendessen zu reservieren.

Das haben wir uns jetzt aber wirklich verdient!

„Sorry, we are completely booked!“  Nichts mehr frei! Tough luck! (Kein Glück) Bevor wir uns wieder an einem Selbstbedienungs-, plastikbestuhlten Imbiss fish & chips zuführen, nehmen wir eine Auszeit in unserer Kabine. Combat Nap! (Kurzer Schlaf oder auch: „Kampfschlaf“).

Wir sind wohl schon auf hoher See, denn das Schiff schlingert nun und kränkt bedenklich zur Seite. Fast falle ich aus meinem Stockbett. Also brainstorming: (Denkrunde). Bei dieser Situation wird es wohl cancellations im Restaurant geben. Also ein neuer Versuch. Nicht leicht jedoch bei Sea State  (Seegang) „8„ sich über die Gänge zu bewegen. Das Restaurant um 21 Uhr: völlig leer! Waiter, was ist los? „Sir, alle Reservierungen wurden gecancelled. Bei diesem Sturm will niemand hier dinieren!“

„Niemand?“ Doch wir!“

Wir verleben einen sehr bewegtes, aber dennoch schönes Abendessen mit englischem Filetsteak und einer Flasche spanischem Rioja als einzige Gäste in dem riesigen Restaurant. Die Flasche Rotwein muß ich ab und zu einfangen, denn sie folgt natürlich der Seitenneigung des Schiffes.

Noch hatten wir Spaß!

Bucht von Biscaya
Route von Portsmouth nach Santandér
Seegang 8-9

Die Nacht wird heftig. Sturm in der Biscaya. Ich erinnere mich an Wetterberichte, die insinuierten, daß es in der Biscaya ständig Sturm gibt. Okay, hätte ja heute nacht auch mal anders sein können!

Die obere Etage des Stockbettes muß ich verlassen um Schlimmeres zu verhüten. Ich nehme die Matratze und lege mich auf den Fußboden zu Füßen meiner Frau.

Liegen: ja, schlafen: keine Chance!

Da die Kabine keine Bullaugen hat, können wir die Urgewalten des Sturms nicht sehen, sondern nur hautnah fühlen.

Anders, als wir vor 5 Jahren in einem Hurrikan in der Südsee mit der M/S Arkona  aus dem großen Fenster unserer im 6. Stock gelegenen Kabine zusehen konnten, wir wir immer wieder in die brodelnde See eintauchten.

Morgens beruhigt sich das Meer. Wir haben kein Interesse mehr an einem Frühstück. Zum Glück haben wir noch eine Prinzenrolle von de Beukelaer. Die geht immer, auch wenn der Magen stark gestresst ist.

Trotz des Sturms, pünktliche Ankunft in Santandér bei herrlichem Sonnenschein. Seegang Stufe 1.

Bienvenidos a Madrid

Fahrt ohne besondere Vorkommnisse von Santandér über die alte Königstadt Burgos nach Madrid. Keine Herausforderung für den besten Navigator der Welt.

Wir haben uns in einem Hotel im Zentrum seitlich der Hauptstraße Paseo de la Castellana eingebucht. Schönes Abendessen in einem Restaurant am Plaza Colón und danach einen (?)  Absacker im Hard Rock Café um die Ecke. Dann reicht es für heute.

Im Stadtteil „Mirasierra“, im Norden von Madrid unterhalb der Berge der Sierra de Guarderama, befindet sich unser neues Heim. Die Schlüssel liegen beim Nachbarn und wir inspizieren das noch leere Haus. Es ist heiß in Madrid, aber leider ist der Pool noch nicht gefüllt.

Aber bald wird ja auch unser Möbelwagen kommen. Wir holen die Barhocker aus der Küche und warten draußen unter dem Terrassendach.

15 Uhr und wir warten. Gut, daß es unter dem schrägen Vordach im Hemingway-Stil im Schatten nicht so heiß ist. Heute hätten die Umzugsleute ruhig pünktlich sein können. Anders als Montag morgen! Aber es ist ja auch eine lange Strecke mit dem LKW mitsamt Anhänger von Little Kingshill (liegt übriges direkt bei Great Kingshill) zur Fähre nach Dover, dann nach Calais, dann durch ganz Frankreich und dann durch halb durch Spanien bis hierher.

16, 17, 18 Uhr: nichts. Angenehm, daß es gegen 17 Uhr ein kurzes, aber heftiges Gewitter mit etwas Abkühlung gibt. An sich ungewöhnlich für Madrid, denn in den Sommermonaten regnet es im Prinzip gar nicht.

Dann kommt ein Taxi vorgefahren. Ich traue meinen  Augen nicht. Einer unserer Umzugsleute springt heraus und ruft schon von weitem: „Problem, Problem.“

In order to cut along story short, also kurz beschrieben: Der Umzugs-LKW war unter einer Brückenunterführung der Avenida de Cardenal Herrea Oria, nur 2 km Luftlinie von unserem Haus, hängengeblieben.

Höhenanzeige vor der Brücke: 4,10 m Maximum.

Höhe des Zugwagens 4,12 m.

Da sieht man was 2 cm im Leben ausmachen können!

Ich also mit dem Taxi und meinem verzweifelten Umzugsmann zu der Unglücksstelle:

Alle verschieden Polizeien Spaniens scheinen versammelt zu sein: Stadtpolizei, Verkehrspolizei, Landespolizei und natürlich die Guardia Civil. Die Avenida Herrea Oria komplett gesperrt!

Inzwischen war der LKW zurückmanövriert worden und steht nun vor der Brücke.

Wie gesagt: 2 cm zu viel!

Das Dach des Zugwagens hatte sich quasi aufgerippelt und der LKW sah aus wie eine gerade geöffnete Sardinenbüchse.

Alle Polizisten reden durcheinander – auf spanisch natürlich. Und dann schnell wie Maschinengewehre. So spricht man halt in Madrid! Der höchste Dienstgrad der Stadtpolizei erklärt, der LKW sei beschlagnahmt.

Es dauert, bis ich mich stimmlich durchsetzen kann. Dann hören aber (fast) alle erstaunt zu, als ich in meinem argentinisch gefärbten  Spanisch erkläre, daß ich ein deutscher Generalstabsoffizier und der neue Direktor des NATO-Hauptquartiers in Retamares, am westlichen Stadtrand von Madrid, sei.

Der LKW müsse jetzt unbedingt zu seinem Zielort fahren. Man wolle doch wohl nicht eine diplomatische Verwicklung riskieren?  Zur Unterstützung meiner Deklaration wedele ich mit meinem schwarzen Diplomatenpass herum.

Man hört mich nicht nur, man versteht mich sogar! Besser als oft in Deutschland!

Der Chef der Guardia Civil erklärt mir überhöflich, daß es auch ein weiteres Problem gäbe, nämlich daß die Umzugsleute keine Frachtpapiere dabei hätten.

„Stimmt, das?“ frage ich den Vorarbeiter meine Umzugscrew“.“ „Ja, das ist uns aber wirklich zum ersten Mal passiert.“ „Darüber wird noch zu reden sein, mein Freund!“

Der Polizist der Guardia Civil akzeptiert auch dazu meine dürftige Erklärung.

Da die gesamte Avenida gesperrt ist, wird der LKW mit Anhänger über den begrünten Mittelstreifen der Schnellstraße dirigiert und von  der Verkehrspolizei zurück zur nächsten Ausfahrt geleitet. Von dort aus gibt es keine weitere Brücke bis zu meinem Haus! Schon gut so!

Inzwischen bin ich vorgefahren und erwarte die Unglücksraben von der Spedition vor meinem Haus. Mit Eskorte der Stadt- und der Verkehrspolizei kommen sie an. Die neuen Nachbarn kommen interessiert aus ihren Häusern. Was für ein Anfang!

Meine Umzugsleute: ziemlich geknickt – die Polizisten weniger.

Die vier Beamten kommen mit in den Garten. Sie sind wohl neugierig. „Linda casa señor! Que lindo jardin! Y la piscina, no tan mal!“ Ihnen gefällt das Haus offensichtlich!

Wie wir es schon früher in Rincon de la Victoria in Andalusien, Ort unseres Ferienhauses, praktiziert hatten, laden wir die Polizisten zu einem spanischen Brandy, Marke „Cardenal Mendoza“ ( ein wirklich guter Kardinal!) ein. Gerne nehmen die Polizisten die Einladung an und die Flasche reicht gerade für die neuen Freunde, für meine Frau und mich.

Die Umzugscrew kriegt nichts – zur Strafe!

Die Super-Polizisten verabschieden sich und nehmen meinen tausendfachen Dank entgegen: „Siempre a su órden, mi Coronel!“ Wir bekommen ihre Visitenkarten zugesteckt. Man weiß ja nicht, wann wir unsere neuen Freunde wieder brauchen!

Unsere Umzugsleute beginnen, die ersten Möbel den langen Weg von der Straße, “Valle de Laciana“ durch den Garten und die Kfz-Auffahrt zum Haus zu tragen.

Der Crewchef spricht mich an und erklärt ganz traurig, daß es überraschenderweise ein Gewitter gegeben hätte, gerade als sie das Dach des Zugwagens aufgeschlitzt hätten. Ja, mein Gott, das Gewitter!  Er erklärt, die Mannschaft hätte versucht, die Sofas und Sessel mit Decken vor dem prasselnden Regen zu schützen, aber leider nicht mit vollem Erfolg.

Que miérda! (Was für eine … Bescherung). Besonders das schöne graue Ledersofa war klitschnass. Ok, Versicherungsschaden, aber man hängt ja an seinen alten Möbeln!

Unsere Umzugsleute machen bald Feierabend. Sie scheinen wirklich erschöpft zu sein. Sie schlafen auf ihren Luftmatratzen im neuen Haus. Wir sind auch irgendwie erschöpft und verziehen uns noch einmal in unser Hotel. Abendessen wieder im Restaurant „Rio Frio.“ Es soll die nächsten dreieinhalb Jahre unser Stammlokal werden.

Am nächsten Tag wird der Einzug zu Ende gebracht und unser schönes Sofa mit einem Haarföhn getrocknet.

Seit der Abfahrt in Irland sind inzwischen 130 Stunden vergangen. Die meisten davon intensiv.

So sehen eben Abenteuer aus!

Bis zum nächsten Umzug!

Jorge

Wurzeln: Deutsch / Englisch / Argentinisch Schule: Abitur deutsch Ausbildung - praktisch: Fliegerischer Dienst Jet Luftwaffe - akademisch: Führungsakademie der Bundeswehr Verwendungen u.a. : - Kommandeur Fliegerischer Dienst - vd. Verwendungen im Generalstabsdienst - Sprecher im Verteidigungsministerium - Sprecher NATO - vd. Verwendungen im Ausland

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