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Abenteuer Baikonur

16. März 1992 

Saukaltes Wetter für einen Tag im Monat März: Vom militärischen Teil des Flughafens Köln-Wahn startet eine 15-köpfige Reisegruppe um 6 Uhr früh unter Führung des Inspekteurs Luftwaffe mit dem Pressesprecher Luftwaffe des Bundesverteidigungsministeriums, Joerg Meyer-Ricks, und einem Dutzend Journalisten mit einer Luftwaffen-CL 601 „Challenger“ Richtung Moskau. In dieser Zeit nach der politischen Wende in Europa in das neue Russland mit einer Luftwaffenmaschine zu fliegen, ist nichts Besonderes mehr. Besonders ist aber das Ziel dieser Reisegruppe. Denn es soll weitergehen nach Baikonur in Kasachstan, sozusagen ans Ende der Welt. Die Reisegruppe will Zeuge des ersten Fluges eines Luftwaffenpilotes zur Raumstation MIR mit der Soyuz U2 Rakete in derTM-14 Kapsel sein

 

Zwischenstopp Moskau

Empfang der deutschen Delegation auf dem VIP Flughafen Sheremetyevo II bei Minustemperaturen und Nebel durch den russischen Verteidigungsminister. Die Atmosphäre im Empfangsraum ist dahingegen im Plusbereich mit Würdigung der internationalen und bi-nationalen Zusammenarbeit im russischen Raumfahrtprogramm. Zu unserer Überraschung kennt der Minister sogar den Namen unseres Astronauten, russisch: Kosmonauten, Klaus-Dietrich Flade und weiß sogar, daß er ein Jetpilot der Deutschen Luftwaffe ist.

Nach ein paar Wodka aus Wassergläsern, die man ja bekanntlicherweise  russischen Gastgebern nicht verweigern darf, fahren wir mit einem Bus, der noch aus dem großen vaterländischen Krieg zu stammen scheint,  zum Flughafen Domodedovo. Die mit ziemlichen Widerwillen geschlürften Wodka bewähren sich jetzt doch noch, denn so kann man in dem zugigen Autobus wenigsten schon etwas dösen, man weiß ja nicht was noch kommt bis Baikonur. Die kurze Wartezeit bis zum Abflug im VIP-Warteraum ist kein Problem, denn als Pressesprecher nutzt man jede Minute für Hintergrundgespräche mit den Journalisten

Mit Aeroflot nach Kasachstan

 

Das Flugzeug der russischen staatlichen Fluglinie AEROFLOT, eine Antonow 24,  sieht schon etwas altertümlich aus. Okay, nach eigenen 22 Jet-Fliegerei ohne Unfall, wird man ja das wohl auch überleben. Kein Problem auch, daß ein matallenes Endteil des Anschnallgurtes fehlt; einfach einen Knoten in den Gurt gemacht, schon angeschnallt!  Unser Flugzeug, völlig ausgebucht, wartet jetzt minutenlang in der Startposition an der Startbahn. Ansagen des Piloten auf Russisch gehen natürlich an uns komplett vorbei. Dann wendet sich eine überaus hübsche Stewardess an unsere Reisegruppe in den vorderen Sitzreihen und bittet uns, besser: fordert uns auf, nach hinten ins Flugzeug zu kommen. Wieso hinten? Da ist nichts frei! „No Sir, you sit down in the middle on the floor“! Hallo, was soll das denn? Also, übersetzt aus dem pidgin english antwortet die überaus hübsche Stewardess: „Das Flugzeug ist vorne zu schwer und deshalb wird der Pilot das Bugrad beim Start nicht hochbekommen. Wenn wir zu mehreren hinten sitzen, wird das gehen“.  Unsere unisonen Einwendungen, daß soetwas verboten sei und wir ja uns hinten im Gang gar nicht anschnallen könnten, zielen ins Leere. Dann könnten wir eben nicht starten! Okay, wir wollten zum Start der Soyuz in Baikonur, also ab nach hinten in den Gang! Kein Problem – das Bugrad hebt gut ab und nach fünf Minuten dürfen wir wieder in unsere Sitze und ich knote wieder meinen Sicherheitsgurt zusammen. 

Nach nur einer halben Stunde Flugzeit  serviert eine andere, aber genauso hübsche, Stewardess auf einem Teller ein Päckchen in Aluminiumfolie. Gleich aufrollen, obwohl es sehr heiß ist. Der Geruch von meinem halben Hähnchen und weiteren 29  Flattermännern verbreitet sich sofort im ganzen Flugzeug. Dazu werden in dem Alu-Päckchen dicke grüne Erbsen gereicht. So dicke Erbsen habe ich noch nie gesehen. Ich entscheide mich, jetzt zur frühen Mittagszeit immer noch keinen Hunger zu verspüren und wickle das arme Huhn wieder ein. Zugegeben mit schlechtem Gewissen nestle ich aus meiner Aktentasche eine Prinzenrolle von …(Werbung) heraus. Geht doch! Habe ich schon im Überlebenslehrgang „Land“ für Jetpiloten in Schongau vor 22 Jahren gelernt!

Trotz deutlicher Ermüdungserscheinungen ist der Blick aus dem Fenster faszinierend: Wir fliegen in mittlerer Höhe bei guter Sicht und man kann die Weite des Landes bestaunen

 

Steppe überall, ab und zu eine Ansiedlung. Aber dann zur Rechten der nördliche Teil des Aral-Sees. Riesig in der Ausdehnung, ja wir fliegen über Zentralasien! Kurz vor der Landung werden von einer der sehr hübschen Stewardessen noch mal die Klapptische vor den Sitzen herausgezogen und man serviert wieder einen Teller mit einem Päckchen aus Alufolie. Trotz Prinzenrolle hätte ich schon etwas Hunger, also kurz die Hände verbrannt und leicht aufgerollt. Nein, bitte nicht! Schon wieder ein halbes Hähnchen mit dicken Erbsen! War es vielleicht das gleiche Hähnchen, das ich  vorhin verschmäht hatte? War es die Rache der schönen Stewardess? Nun gut, der Hunger ist doch nicht so stark. 

Die Landung bei einsetzender Dunkelheit ist überraschend sanft, sodaß mein geknoteter Sicherheitsgurt nicht beansprucht wird.  Hurra, wir sind in Baikonur!

 

Baikonur und das Etablissement

Perfekte Organisation, der Bus der Marke ZIL bringt uns zum Hotel Central, das erste Hotel am Platze; vielleicht auch das einzige. Einzelzimmer, das ist schon gut. Nach der Anmeldung an der Rezeption bekommt der Gast ein Formular ausgehändigt, auf kyrillisch. Meinen Nachnamen kann ich sogar entziffern. Auf der Etage wartet an einem Pult ein weiblicher, sehr beleibter Etagenwart, der (die) das Formular überprüft und auch nochmal den Reisepass. Der alte Überwachungsstaat Sowjetunion ist noch nicht lange Geschichte – offensichtlich. Apropos, Sowjetunion oder jetzt Russland oder Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, GUS: Die Stadt Baikonur und der Distrikt mit dem Kosmodrom sind russisches Verwaltungsgebiet in Kasachstan und für Jahrzehnte gepachtet. Langfristig soll der Weltraumbahnhof aber aufgegeben werden.

Zurück in die Realität: Klar, daß die Heizung im Zimmer nicht richtig funktioniert, dafür kommt aber (nur)  kochend heißes Wasser aus dem Wasserhahn. Keine Zeit zu verlieren die Einrichtung im Zimmer aus den fünfziger Jahren zu bestaunen, denn der Bus wartet schon darauf uns zum geladenen Abendessen in ein Restaurant zu transportieren

Hotel Central Baikonur

 

Ist das ein Restaurant? Eine Schaufensterzeile, von außen mit blauem Licht bestrahlt und innen die Fenster mit schweren, roten  Samtvorhängen drapiert. In der Mitte des einzigen Raumes eine lange Tafel, bestrahlt von gedämpftem Licht, natürlich rot. Wir machen bunte Reihe mit unseren Gastgebern, alle können ausreichend Englisch. Die Suppe wird serviert: Borschtsch, eine dicke Suppe mit fettem Fleisch und im wesentlichen Roter Beete; rot, was sonst. Nach dem langen Tag und nur ein paar Keksen von … (Werbung) im Magen schmeckt diese Suppe richtig gut. Der Raum ist überheizt, aber noch heißer ist allerdings der Anblick der sechs weiblichen Bedienungen: Alle – ohne Ausnahme – sehr hübsch, in Minis mit weißer kurzer Schürze und total überschminkt. Die Damen suchen durchaus Augenkontakt und das lenkt doch von den freundschaftlichen Gesprächen mit den Gastgebern etwas ab. Schade, daß man mit diesen jungen Frauen nicht ins Gespräch kommen kann, denn offensichtlich verstehen sie nur russisch oder eventuell kasachisch. An das Hauptgericht kann ich mich nicht erinnern. Der Kuchen als Dessert war viel zu süß.

Im Hotel wartet schon im 2. Stock die Etagenaufsicht um zu notieren, wann wir wieder auf dem Zimmer sind. Diese Fürsorge beruhigt. Ansonsten verläuft die Nacht ohne Ereignisse, nur daß ich friere wie ein Schneider

 

Auf dem Wege zum Start der Soyuz

Unser ZIL Bus fährt am nächsten Morgen erst um 12 Uhr Ortszeit vom Hotel ab, da der Start der Soyuz um cirka 16 Uhr Ortszeit, gleich 11 Uhr Weltzeit (UTC), stattfinden soll. Auch am Morgen im Hotel: Arbeit – Hintergrundgespräche über Sicherheits- und Verteidigungspolitik mit den Journalisten. Was denn sonst? Die Fahrt zum Kosmodrom im Norden von Baikonur führt erst durch die  Stadt, die, nur 60.000 Einwohner stark, relativ weitläufig ist. Man sieht nur wenige Menschen auf den Straßen, wenig Verkehr, nur Gebäude in Plattenbauweise, keine Schaufenster, nur durch dicke Lettern erkennbare Läden. Tristesse total! Wie kann man hier leben? 

Die Fahrt dann auf der schmalen Landstraße: 25 km, rechts und links voller Schrotthalden von den früheren Abschußstellungen, die offensichtlich, wenn nicht mehr brauchbar, einfach aufgegeben und zurückgelassen werden. Gespenstisch ragen etliche 40 Meter hohe Abschußgestelle aus dem Morgennebel heraus. Rechts und links nur verrostetes Metall bei 45 Minuten Fahrzeit! Dann mehrere Straßensperren, Kontrollen, wiederholte Abzählung der Passagiere im Bus. Die Wachen glauben uns wohl kaum, daß wir nicht mehr, aber auch nicht weniger Passagiere werden. Man kann die Rakete mit der Soyuz Kapsel auf der Spitze sehen. Der Bus parkt nur 100 Meter von der Rakete entfernt. Unglaublich,  wenn man das mit den Verfahren in und um Cape Canaveral in Florida vergleicht! 

Wir werden zu einem der unglaublich riesigen Hangars geführt. Wohl hochrangige Vertreter von Roskosmos begrüßen uns auf Englisch.  Er sind bereits andere Gäste da, viele auch in Uniformen der russischen Streitkräfte. Der Inspekteur Luftwaffe, sein Adjutant und ich in deutschen Luftwaffenuniformen werden  geradezu bestaunt. Aber die meisten wissen wahrscheinlich doch wo wir herkommen, denn ein deutscher Kosmonaut gehört ja zur Besatzung der MIR-92 Mission. In der Halle wird die nächste Soyuz Rakete vorbereitet. Sie reicht in ca. 50 Meter Höhe bis fast an die Decke. Erstaunenswert, daß wir direkt an die Rakete herantreten und ohne Probleme Fotos machen dürfen

 

„Buran“ –  Space Shuttle auf russisch

 

Nun steht die Besichtigung des Raumgleiters „Buran“, zu Deutsch: „Schneesturm“ auf dem Programm. Die Schiebetüren der riesigen Halle, genau so groß wie der Soyuz Rakete, nur nicht so hoch, sind vollständig geöffnet. Der Anblick aus der Nähe  der russischen Kopie des US-Space Shuttle ist imposant: Mit einer Länge von 36 Metern, einer Flügelspannweite von 24 m und einer Höhe von 16 m füllt der Raumgleiter fast die ganze Halle aus. Übrigens: fast genau die Daten des Space Shuttle – welch´ ein Zufall!  Auch hier haben die russischen Offiziellen keine Sorge, daß wir zu nahe kommen und unser mitgereister Fotojournalist schießt gleich Dutzende von Aufnahmen

 

Soyuz vor dem Start

Langsam wird es Zeit in Richtung Abschussrampe der zum Start bereiten Soyuz Rakete zu marschieren. Wir werden hinter einen Erdwall lanciert, keine hundert Meter von der Rakete entfernt. Von hier aus können wir die Startvorbereitung gut beobachten. Ich denke dabei an den Start der Columbia Raumfähre im August 1991 in Cape Canaveral, wo wir nicht näher als 5 Kilometer an den Startplatz herankamen und mit Ferngläsern den Abschuss beobachteten

Ex Astronauten und Kandidaten
Ex Astronauten und Kandidaten

Zu uns stößt eine andere deutsche Besuchergruppe: Der erste Deutsche im Weltall, der Kosmonaut Siegfried Jähn, damals für die DDR (ganz rechts auf dem Foto), und die anderen deutschen Astronauten, Ulf Merbold, Ernst Messerschmid, Reinhard Furrer und (in der Mitte) der Astronautenkandidat Reinhold Ewald, der besonders aufgeregt schien. Vor uns stehen einige Monitore, die Schwarz-Weiß-Bilder  aus dem Cockpit der Raumfähre TM14 übertragen. Man kann vor  jedem Kosmonautensitz die Konsolen und Bildschirme erkennen, aber auffällig ist die völlig unübersichtliche Ansammlung von Schaltern, englisch: Toggle switches. Das weist auf eine komplett analoge Technik hin. Bekanntlich hat die russischen Raumfahrt hinsichtlich Digitalisierung einen Rückstand  von mindestens einem Jahrzehnt zur US-Technologie der Space Shuttle. Noch sind die Sitze der Kosmonauten leer. Die Tanks der Soyuz Rakete werden kontinuierlich gekühlt.

Der leichte Morgennebel über dem Kosmodrom hat sich gelichtet und der Himmel strahlt stahlblau bei einer Temperatur um den Gefrierpunkt herum an diesem besonderen Tag im März. Nun kommt Bewegung in die Szenerie: Der Shuttle-Bus der Kosmonauten biegt um den Erdwall.

20 Meter vor dem Aufzug zum Abschussgestell steigen die zwei Russen und der Deutsche in ihren schweren Raumanzügen offensichtlich unter Mühen aus und verschwinden hinter dem Bus. Unser Offizieller erklärt mit einem breiten Grinsen, daß die Drei jetzt zum letzten Mal vor dem Andocken an die Raumstation MIR ihre Blase entleeren können! In der Tat auf der anderen Seite des Shuttle-Busses. Unser Fotojournalist bedauert doch tatsächlich, diesen wichtigen Vorgang nicht ablichten zu können! Trotz der Spannung vor dem „launch“ (der Rakete natürlich…) ist die Stimmung aller Beobachter hinter dem Wall relativ gelöst.

Unsere drei Helden tauchen wieder auf und winken uns und den vielen  Besuchern, darunter auch, wie wir wissen, zahlende Touristen hinter dem anderen Erdwall, zu. Dann macht der Kommandant, Alexander Stepanowitsch, militärische Meldung an den uns ja bekannten russischen Verteidigungsminister.

 

 

Dann in den Aufzug und wir warten auf die ersten Bilder der Besatzung aus der Kapsel.

Soyuz Start

Jetzt gehts los! Auf dem Monitoren sehen wir die drei Kosmonauten in ihren Sitzen bei den „pre-start checks“ in ihrer Kapsel TM14. Das dauert natürlich, denn es wird ja schließlich nicht ein russischer Lada angelassen!

Über Lautsprecher werden für die Bodencrew Anweisungen gegeben und auch die Checks aus der Operationszentrale werden übertragen. Obwohl wir natürlich nichts verstehen, steigt die Spannung. Nun werden die ganzen Minuten, beginnend bei 30, runtergezählt. Nach 3 Semestern Russisch an der Freiburger Universität vor 40 (!) Jahren kann ich zumindest das verstehen!

Ab 1 Minute werden nun die Sekunden rückwärts  gezählt.  Dann löst sich der stählende Arm des Abschussgestells.

Es ist 10:54:30 Uhr UTC und die Triebwerke sind gezündet. Es scheint, ob Soyuz U-2 gar nicht abheben will, aber  die Rakete steigt mit ihren 4 Boostern erst langsam und majestätisch und dann rasend schnell in den kasachischen Himmel. Unsere Blicke wechseln hin und her zwischen dem Blick auf die sich entfernende Rakete und dem nächststehendem Monitor. Die drei Astronauten führen während des vollautomatischen Starts keine „procedures“ durch, sondern sitzen quasi bewegungslos bei dem 6-fachen der Erdanziehung ( 6G´s) in ihren Kontursitzen.

Noch Minuten sehen wir den Schweif der Soyuz bevor wir auch die Crew auf dem Monitor weiter beobachten. Wir konzentrieren unsere Blicke auf unseren deutschen Kosmonauten Klaus-Dietrich Flade, Major der Luftwaffe, bei diesem ersten gemeinsamen russisch-deutschen Raumflug zur Raumstation MIR.

Apropos 10:54:30 Uhr: Das ist nach Planung genau 30 Sekunden zu spät! Wir werden das aber Roskosmos  verzeihen, denn die gesamte Präzision des Starts war schon beeindruckend – bei aller analoger Technik – oder? – gerade deswegen?

 

Nach dem Start

Wir lösen nur ungern unsere Blicke von den Monitoren, obwohl die Bildverbindung jetzt schon ziemlich wackelig ist. In welcher Höhe unser Astronaut sich jetzt wohl befindet?

Egal, die Roskosmos Leute wollen uns jetzt auch loswerden und führen uns zum Autobus. Wir fahren wieder durch die Schrottwüste und direkt zum Flugplatz. Die gleiche Antonov wartet auf uns und wir fallen erschöpft in die Sitze. Ich habe einen anderen Platz und der Sicherheitsgurt ist komplett. Es ist jetzt 17 Uhr zu Hause und wir sind immerhin schon 35 Stunden unterwegs. Aber was haben wir alles erlebt in dieser Zeit!

Die Motoren der alten Antonov rumpeln vor sich hin und es sind nur noch vier Stunden bis Moskau. Keine Nachbesprechung oder Hintergrundgespräche mit meinen Journalisten. Sie schlafen. Nur wir drei Uniformierte sind wach, ja wir sind halt Soldaten. Darum riechen wir auch als erste unserer Gruppe den vertrauten Geruch von gebratenen Hähnchen. “Da müssen Sie jetzt durch, Herr General“,  sagt der Adju zu seinem Inspekteur. „Hehe, Sie auch mein lieber Freund“ entgegnet der General jovial. Er hat recht. Ich muß da aber durch, denn die Prinzenrolle ist längst Kriegsgeschichte. Nun gut, die wöchentlichen Senfeier der Truppenverpflegung der Bundeswehr habe ich ja auch jahrzehntelang überlebt!

In Moskau umsteigen und dann noch drei Stunden nach Köln-Wahn. Ein Uhr morgens, 18. März 1992, weiche Landung unseres Luftwaffen-Fliegers. Unsere müden Journalisten verabschieden sich und wir werden hoffentlich tolle Berichte in den nächsten Tagen zu lesen bekommen. Die drei Dienstwagen, die uns nach Hause bringen sollen, sind leider nicht da. Tolle Organisation. Ich dachte, wir sind wieder in Deutschland? Der Drei-Sterne-General wird mit dem Dienstwagen des Offiziers vom Dienst der Flugbereitschaft nach Hause chauffiert und der Adjutant und ich lassen unsere Frauen anreisen, die trotz dieser Uhrzeit natürlich auf uns gewartet haben. Der Offizier vom Dienst steckt mir noch einen Zettel zu: „Morgen (also heute) Lagebesprechung für Sie mit dem Minister und den Staatssekretären um 8 Uhr“. In Ordnung, so kenne ich das – seit fast zwei Jahren.

Epilog

19. März 12:32:50 Uhr: Soyuz TM 14 koppelt erfolgreich an der Raumstation MIR an. Aus der MIR wird das „Einschweben“ der Kosmonauten in alle Welt übertragen. Major Flade strahlt über alle Backen und winkt in die Kamera. Nach 124 Erdumkreisungen  hat er seine Experimente durchgeführt und seine Aufgaben erledigt. Er kehrt mit der Soyuz Kapsel TM 13, in die sein Kuntursitz eingebaut wurde, zur Erde zurück. Die harte Landung am 25. März 1992  in der kasachischen Steppe wird vom russischen Fernsehen übertragen.

Mission accomplished!

Die Baikonur Reisegruppe ist schon längst wieder vollauf mit den Niederungen des täglichen Lebens auf Mutter Erde beschäftigt.

Jorge

Wurzeln: Deutsch / Englisch / Argentinisch Schule: Abitur deutsch Ausbildung - praktisch: Fliegerischer Dienst Jet Luftwaffe - akademisch: Führungsakademie der Bundeswehr Verwendungen u.a. : - Kommandeur Fliegerischer Dienst - vd. Verwendungen im Generalstabsdienst - Sprecher im Verteidigungsministerium - Sprecher NATO - vd. Verwendungen im Ausland

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