Anekdote Westfalengeschwader

Sommer 1988

 

Im Westfalengeschwader wurde nicht nur immer hart gearbeitet, sondern auch manchmal feste gefeiert.

Der Sommer war heiß und und dauerte lange in den September hinein, ohne daß die Weltklimakatastrophe ausgerufen wurde. Das Geschwader war schon wieder von dem letzten Deci-Kommando zurück. (jährliches Schießen Luft-Boden und Luft-Luft in Süd-Sardinien von der multinationalen Basis Decimomannu aus).

So entschlossen sich die Offiziere noch kurzfristig einen griechischen Abend am Samstag im Offiziersheim des Geschwaders (OHG) in der Kaserne in Rheine anzusetzen.

Gut 30 Ehepaare trafen sich abends bei angenehmen 25 Grad auf der Terrasse des Kasinos. Hunderte von Lampions, bis zum Teich im Garten, ein Buffet mit  allen bekannten und beliebten griechischen Köstlichkeiten, und nicht zu vergessen, ausreichend Retsina Wein, sorgten für einen unvergesslichen Abend. Sirtaki Musik vom Band spielte im Hintergrund. Nach dem opulenten Buffet sorgten einige Ouzo für die positive Aufnahme des Essens.

Klar, daß zu vorgerückter Zeit auch versucht werden mußte, den traditionellen Sirtaki stilgerecht aufs Parkett, oder besser, auf die Platten der Terrasse, zu legen.

Unglaublich, wie original und originell Nordeuropäer bei genügend Retsina und Ouzo den griechischen Tanz beherrschten. Und das, soweit ohne größere Verletzungen!

Irgendjemand der lustigen Gesellschaft mußte unbedingt bemerken , daß in Griechenland zu besonderen Anlässen der Sirtaki auch auf zerschmettertem Porzellan getanzt werden würde. Kaum ausgesprochen – schon entspann sich ein hörbarer Dialog zwischen dem Kommodore, Manni Menge, und dem Heeresverbindungsoffizier (HVO), Hartmut G., der Vorsitzender der OHG war:

„Hartmut, wir haben doch gerade für die OHG neues Porzellan gekauft; das alte müßte doch noch im Keller gelagert sein. Wir würden doch sowieso das alte in den Müll schmeissen. Hol doch das Porzellan mal hoch, dann geht die Feier richtig ab!“

Für einen Heeresoffizier ist so eine Ansage wie ein Befehl und schon flogen die Untertassen, Frühstücksteller, Große Teller und auch Suppenteller auf die Platten der Terrasse und die Gesellschaft hatte einen Mordspaß. Und weiterhin sogar ohne Verletzungen.

Morgens früh war kein Retsina und kein Ouzo mehr da und kein Porzellan mehr heil.

Wir fuhren natürlich nicht selbst nach Haus, sondern wurden aus – reinen Fürsorgegründen – von unseren Taxis in Olivgrün nach Haus kutschiert.

Was für ein gelungenes Fest!

Montag morgen, wie immer Kommandeursbesprechung beim Kommodore. Der HVO durfte auch immer dabei sein, aber hatte meistens nichts zu melden.

Diese Mal aber schon: „ Herr Oberst (…ooo, sehr förmlich,  da mußte noch was kommen…), ich muß melden, daß ich am Samstagabend einen  Fehler gemacht habe!“ „Hartmut komm zu Sache ( …noch jovial…), was für einen Fehler?“  Oberstleutnant G. kam nun mutig mit der Wahrheit heraus: „Das alte Porzellan war noch in der Küche und das neue unten im Keller!“

Manni, der Kommodore: „ Du willst doch nicht allen Ernstes jetzt sagen, daß wir wir das neue Porzellan für 2000 Mark zerdeppert haben?“  „Doch Herr Oberst, genau, das ist passiert. Mein Fehler, meine Schuld!“

Man sah, ein deutscher Heeresoffizier gesteht seine Fehler sofort ein!

Nun brach die ganze Kommandeursrunde in ein ziemlich langes, schallendes Lachen aus und damit war die Situation gerettet.

Wie unser Manni eben war, gab er sofort die Ansage. „Leute, Freitag nachmittag beim Beer-Call wird gesammelt und es wird neues Porzellan gekauft. Aber das wird sofort in die Küche gebracht und nicht in den Keller Hier sind die ersten 100 Mark von mir.“

Mit dem S1 Stabsoffizier, dem HVO selbst und den drei Kommandeuren hatten wir sofort 600 Mark zusammen.

Am Freitag, am Ende des Beer-Calls hatten wir mit viel Spaß und noch mehr Gelächter ganze dreitausend  Deutsche Mark zusammen.

Und zum Abschluss Manni Menges Ansage (gleich Befehl!). „Aber jetzt keine Goldrandlösung!“

Dann ging es wieder an die Arbeit:

Jorge

Wurzeln: Deutsch / Englisch / Argentinisch Schule: Abitur deutsch Ausbildung - praktisch: Fliegerischer Dienst Jet Luftwaffe - akademisch: Führungsakademie der Bundeswehr Verwendungen u.a. : - Kommandeur Fliegerischer Dienst - vd. Verwendungen im Generalstabsdienst - Sprecher im Verteidigungsministerium - Sprecher NATO - vd. Verwendungen im Ausland

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. HG Halstenberg

    Tolle Geschichte und gut erzählt.

  2. Hans-Henning Pradel

    Ich kenne NIEMANDEN, über den es so viele Geschichten gibt, wie über Manni.
    Er war mein Freund.
    Möge er in Frieden ruhen! Vielleicht ist es besser, daß er die „Weiterentwicklung“ der Luftwaffe nicht mehr erlebt hat.

  3. Uwe Hoppe

    Ja, so war er!!

Schreibe einen Kommentar